Perspektiven auf ein politisches Kunstprojekt – Statt Rassismus (2011)

Perspektiven auf ein politisches Kunstprojekt im öffentlichen Raum – Statt Rassismus
Stefanie Hattensperger, Selda Sevgi, Martin Krenn, Claus Melter, Susanne Arens, Oscar Thomas-Olalde
Studia Universitätsverlag Innsbruck; Auflage: 1.Auflage (6. Juni 2011)
ISBN-10: 390265239X

Statt Rassismus ist ein von Martin Krenn offen konzipiertes Projekt, das über den Zeitraum von eineinhalb Jahren in Zusammenarbeit mit dem Institut für Erziehungswissenschaften konzipiert, realisiert, dokumentiert und beforscht wurde. Am Anfang stand eine Einreichung für den Open Call 10 der Tiroler Kulturinitiativen, dessen Leitthema communicate war. Im Zentrum meines Projektvorschlags Statt Rassismus stand eine fünftägige Aktion im öffentlichen Raum, die das Vehikel einer Wahlkampagne wie ein Trojanisches Pferd nützen sollte. Statt für eine politische Partei zu werben, sollte hier allerdings ein Wahlkampf für eine Gesellschaft ohne Rassismus geführt werden. Besonders nach dem rassistisch geführten EU-Wahlkampf und dem in den letztenJahren infl ationären Gebrauch von rassistischen Argumentationen und Vorstellungen in Österreich, war es für mich wichtig mit Kunst Stellung zu beziehen. Rassismus ist ein Machtmittel und durchläuft alle Schichten und Strukturen einer Gesellschaft. Es hilft nichts, wenn man Rassismus mit Toleranz begegnet. Vielmehr darf Rassismus nicht mehr toleriert werden. In einer öffentlichen Jurysitzung des TKI-Open wurde die Einreichung ausgewählt, die Finanzierung eines Großteils des Projekts war nun sichergestellt. Der nächste Schritt war, einen Kooperationspartner zu finden und es gelang, das Institut für Erziehungswissenschaften von der Universität Innsbruck dafür zu gewinnen. In zahlreichen Vorbereitungstreffen mit Lehrenden, Studierenden und Interessiertenwurde das Projekt weiter entwickelt und die spezifi sche Situation in Innsbruckin die Konzeption eingearbeitet. Es bildete sich eine Gruppe, die sowohl im Projekt involviert war, als auch jenes teilnehmend beobachtete. Eine zweite Gruppe beforschtedas Projekt zur Gänze von außen. Die eigentliche Aktion, die Wahlkampftage , fanden schließlich von 26. bis 30.Oktober 2010 am Vorplatz des Landesmuseums Ferdinandeum, in der Museumstraße 15, in Innsbruck statt. Im Zentrum stand eine Containerinstallation. Rundum den Container wurden von der Projektgruppe unterschiedliche Partizipationsmöglichkeiten für die Passantinnen angeboten: So konnten Statements auf Postkarten, Video und der Website abgegeben werden. Auf einer Laufschrift wardie zentrale Frage zu lesen: Wie sieht dein Innsbruck ohne Rassismus aus? Es gab von einer eigens für das Projekt gegründeten Theatergruppe Performances vor Ort und NGOs, wie z.B. die Rechtshilfe Innsbruck und die Plattform Bleiberecht stellten einen Infostand bei dem Container auf. Zentrale rassismuskritische Forderungen für die Texte am Wahlkampfcontainer stammten ebenfalls vonin Innsbruck engagierten Gruppen. Im Container selbst konnte geschützt vom Straßenlärm über Wahlkampf slogans, Rassismuskritik und Rassismuserfahrungen gesprochen werden. Die gesammelten Positionen der Stadtbevölkerung wurden die Monate darauf ineine dreisprachige Plakatserie eingearbeitet. Die Plakate sind dann im Rahmeneiner kleinen Ausstellung und Pressekonferenz bei der Tiroler Kulturinitiative in der Bäckerei Dreiheiligenstraße am 6. Dezember 2010 erstmals präsentiert worden.Auf der Pressekonferenz sprachen unter anderem: Yeliz Dagdevir (Christlich muslimische Dialoggruppe), und Daniel Ndundua Dratele (Initiative Minderheit), Katharina Lang (Unabhängige Rechtsberatung), Claus Melter (Uni Innsbruck, Institut für Erziehungswissenschaft). Moderiert wurde die Konferenz durch die Projektmitarbeiterinnen Stefanie Hattensperger und Selda Sevgi.