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Macht und Gehorsam Schule unterrichtet |
Internetprojekt
SchülerInnenforum, 97/99 |
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SchülerInnenforum
(1997-1999) |
contact | ||||
Martin Krenn in Kooperation mit: Katerina Vrtikapa,
Robert Proskovits, Tina Hann, Lisi Ziegelmeier, Meta Stephan, Konstantin
Wreh, Sarah Laudien, Mike Weimann, Paula Sell, Zum Projekt ist ein
Katalog erhältlich (A4, 32 Seiten, s/w) |
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Der „schulische ideologische Staatsapparat“ (Althusser) spielt für den Staat, als wirksames Mittel, das die Reproduktion und Legitimation der Gesellschaft steuert und kontrolliert, eine bedeutende Rolle. Schuldisziplin, Militärdisziplin
und Arbeitsdisziplin Im Sinne Foucaults
wird Macht aber nicht einfach besessen, sondern sie wirkt. Macht ist nicht
an Individuen oder Gruppen/Institutionen gebunden, sie liegt in der Struktur,
in der Organisation von Raum und der Strukturierung von Zeitmöglichkeiten.
Die unterschiedlichen
Funktionsweisen der Macht in Schulen kann zum Beispiel an den Schulordnungen
abgelesen werden: Es wird versucht mittels schriftlich festgelegter Regeln
den Schulalltag reibungslos zu gestalten und die Schulhierarchie, wo die
SchülerInnen an unterster Stelle stehen, aufrecht zu erhalten. Schule ordnet Kinder
und Jugendliche in Gruppen nach Jahrgang, „Leistung“ und „Begabung“
und mittels Zensuren wird ihr Lernerfolg gelobt oder bestraft. Die Noten
drücken somit den erreichten Grad der gesellschaftlichen Konformität
aus. Das Projekt „Macht
und Gehorsam - Schule unterrichtet“ versucht die Funktionsweisen
der Kontroll- und Unterdrückungsmechanismen der Institution Schule
durch das öffentlich machen von Schulkritik der SchülerInnen
zu untersuchen und zu hinterfragen. Bei den Schulbesuchen
und der Arbeit an dem Video konnten Kontakte zu SchülerInnen geschlossen
K.R.Ä.T.Z.Ä.,
eine Kinderrechtsgruppe aus Berlin, mit der ich bisher nur per e-mail
im Kontakt war, be- Martin Krenn |
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Plakatserie |
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Kommentare zum Projekt: Es reicht nicht, die
entsprechenden Äußerungen als Gedankenspiele spätpupertärer
Sozialutopisten abzutun. [...] Mag. Helmut Jantschitsch
Mir hat die Schule
uneingeschränkt Freude Unterrichtsministerin
Elisabeth Gehrer
Wir lernen uns in
den jetzigen Schulen Autoritäten unterzuordnen. Ich meine, daß
junge Menschen Katerina Vrtikapa
Wenn die Schüler
und SchülerInnen sich einmal Dr. Christine Kisser
Über Macht
und Gehorsam Ein Kunstprojekt hinterfragt die Herrschaftsstrukturen der Schule Schüler fühlen
sich als machtlose Objekte, über die der Lehrer nach Belieben verfügen
darf. Zitat aus dem Internet: "Diese Degradierung ist ein Angriff
auf unsere Menschenwürde." Der Projektkünstler Martin Krenn
kann es ihnen nachfühlen und macht ihren Widerstand öffentlich. Wien - "Wie kommt es", fragt der Wiener Projektkünstler Martin Krenn, "daß so viele Menschen die Macht-und Herrschaftsverhältnisse, denen sie selbst unterworfen sind, einfach akzeptieren?" Seine Antwort: "Weil das Sich-Einfügen von klein auf systematisch trainiert wird." Unter anderem in der Schule. Dort wird erwartet, daß Anweisungen von Direktion, Klassenvorstand und LehrerInnen möglichst kritiklos befolgt werden. Die Mechanismen der Disziplinierung lassen sich am besten an den Hausordnungen ablesen, die oft schon allein durch die Wortwahl Bände sprechen. So heißt es in einem Wiener Internat noch heute stramm militärisch: "Das rechtzeitige Einrücken hat bis 21 Uhr zu erfolgen." Und obwohl SchülervertreterInnen
in den Schulgemeinschaftsausschüssen ein Drittel des Stimmrechts
besitzen, bestimmt zumeist die Schulleitung, worüber abgestimmt wird.
"Die Schule versucht", sagt Martin Krenn im Gespräch mit
dem STANDARD, "nach außen ein demokratisches Image von sich
zu zeichnen, vermeidet dabei aber eine grundsätzliche Diskussion
über das System." Plakatserie Öffentlich heißt, daß seit kurzem eine mit kritischen Schülern erarbeitete Plakatserie an stark frequentierten Verkehrsknotenpunkten auf die Problematik aufmerksam macht. Dazu wird am kommenden Donnerstag in der Passagegalerie des Künstlerhauses um 20 Uhr eine Ausstellung eröffnet, die den Verlauf des Unternehmens dokumentieren soll. Gestartet hat Martin Krenn sein von Lioba Reddeker, der Bundeskuratorin für Kunst, unterstütztes Projekt genau vor einem Jahr. Damals machte er sich in Wien auf die Suche nach engagierten LehrerInnen und stellte in ihren Klassen sein Konzept vor. Er moderierte Diskussionen und lud die SchülerInnen ein, Statements "gegen Notenbeurteilung, Schulgehorsam und für Selbstbestimmung" abzugeben. Die Statements wurden auf eine Homepage im Internet übertragen (schuelerInnenforum.t0.or.at), die per E-mail in anderen Schulen bekanntgemacht wurde, so daß weitere Statements - auch aus Deutschland - eingingen. Zuletzt ergab sich noch eine Kooperation mit der Berliner Gruppe K.R.Ä.T.Z.Ä. (Kinder-Rächts-Zänker), die sich ebenfalls im Künstlerhaus präsentieren wird. Gruppe "Neue Schule" Eine Reihe von Schülern fand an dem Projekt so großen Gefallen, daß sie sich sogar in ihrer Freizeit mit Krenn traf und die Gruppe "Neue Schule" bildete. Sie wählten die Plakate aus und entwickelten in langen - auf Video dokumentierten - Diskussionen ein eigenes Modell für eine Schule, in der Schüler und Lehrer gleichgestellt sind. Krenn selbst hat bereits
mehrere Projekte abgewickelt, die gesellschaftlich relevante Themen wie
Sexismus oder Rassismus im außerkünstlerischen Raum publik
machten. Auch ein Schulprojekt war darunter, "Gelernte Heimat"
(gemeinsam mit Oliver Ressler), das anhand von Sachunterrichtsbüchern
deutlich machte, wie die Heimatkonstitution in der Schule funktioniert.
Zum Beispiel so: "Der Vater sorgt für die Familie, Österreich
sorgt für uns alle." |